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Soren Johnson
Leitender Designer von Civilization IV |
| Zustandsbericht der Videospiel-Szene
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| Freie Übersetzung des Originaltextes von Computer and Video Games (CVG) |
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CVG:
Was war für Dich der Höhepunkt der Videospielwelt des Jahres 2006, und welcher Titel dieses Jahres hat nach Deiner Meinung am deutlichsten neue Maßstäbe gesetzt?
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Soren Johnson:
Ich denke, die größte Erfolgsstory des Jahres ist eindeutig die von Nintendo. Der Doppelschlag aus DS und Wii lässt Microsoft und Sony wie Dinosaurier aussehen. Es gibt zwar offensichtlich immer Bedarf nach traditionellen Konsolen wie der 360 und der PS3, aber die Leute vergessen oft, dass Videospiele zu fast allem fähig sind und kein Mensch eine wirklich umfassende Vorstellung davon hat, auf wie viele verschiedene neue Arten man elektronisch spielen kann. Hier warten große Profite auf Firmen, die aktiv an den Entwicklungen beteiligt sind. Wii Sports mag wohl ein Einwegspiel sein, das in einigen Jahren kaum noch gespielt werden dürfte, aber es bringt uns heute etwas, das uns Pong zuerst vor dreißig Jahren andeutete. Dies ist ein Schlüsselmoment.
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CVG:
Worin liegen für Dich die Stärken der PC-Plattform, und wie sieht Deine Meinung zur gegenwärtigen PC-Spielszene aus?
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Soren Johnson:
PCs haben einheitliche Eingabegeräte (Maus/Tastatur), die ein bequemes Auswählen, Chatten und Definieren von Hotkeys gestatten, es gibt eine riesige Installationsbasis, sehr offene Entwicklungsumgebungen und eine ausgezeichnete Internet-Anbindung. Diese Vorteile nutzen die meisten PC-Spiele und blühenden Modding-Communities, um einzigartige Spielverläufe zu erschaffen, die anderswo nicht möglich wären. Kurz gesagt, der PC hat das flexibelste Format.
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CVG:
Haben Deiner Meinung nach PC-Spiele unter Konsolen zu leiden?
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Soren Johnson:
Die Entwicklung von PC-Spielen hat gelitten, da die meisten Verleger ihre Energie und ihr Geld in Konsolenentwicklungen gesteckt haben. Deswegen konzentrieren die besten Entwicklung-Studios sich in erster Linie auf Konsolen, wodurch die Qualität der Konsolenspiele zunimmt, während die hochwertigen PC-Spiele weniger werden. Zwar wird es immer wieder herausragende PC-Produkte geben, die zeigen, wie großartig PC-Spiele sein können, wie beispielsweise Company of Heroes. Aber der Nachschub an derart hochwertigen Artikeln trocknet allmählich aus, und das ergibt leider einen unangenehmen Rückkopplungseffekt.
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CVG:
Was hältst Du von Micosofts Initiative Games for Windows? Wird dieses eine treibende Kraft für den PC-Spielemarkt?
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Soren Johnson:
Jeder Standard, der Kopfschmerzen reduziert und den Verbrauchern bei der Nutzung von PC-Formaten hilft, ist eine gute Sache. Ich habe von vielversprechenden Plänen zu Games for Windows gehört, aber derzeit können wir nur abwarten und die Entwicklungen beobachten. Microsoft hat viele "Initiativen" vorgestellt, die irgendwann still und leise verschwunden sind - GFW wird hoffentlich nicht dazu gehören.
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CVG:
Mit Windows Vista wird DirectX 10 [als hardwarenahe Laufzeitumgebung] verfügbar. Was gefällt Dir daran, und wie werden sich PC-Spiele dadurch nach Deiner Meinung verändern?
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Soren Johnson:
Die DirectX 10-Kompatibilitätskriterien sind für die Hardwarehersteller wohl deutlich strenger. Wenn das bedeutet, dass unsere Spieler weniger Kompatibilitätsprobleme haben werden, dann sind das gute Neuerungen. Aber auch hier müssen wir abwarten, was daraus wird. Ich nehme an, dass die besseren DirectX 10-Graphiken nett anzuschauen sind, aber das dürfte nichts daran ändern, wie PC-Spiele gespielt werden.
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CVG:
In welchen Bereichen muss sich die PC-Spielezene Deiner Meinung nach entwickeln, und wie sehen Deine Bemühungen als Entwickler aus, sich in diese Richtungen zu bewegen?
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Soren Johnson:
Die PC-Spieleindustrie muss sich auf den digitalen Online-Vertrieb von Produkten einstellen und lernen, hinsichtlich der Kosten flexibel zu sein. Es gibt vielerorts den Glauben, dass jedes "größere" Spiel ein 50$-Produkt für die Regale der einflussreichen Händler ist. Das Problem ist, dass nicht alle guten PC-Spiele in diese Kategorie passen. Was ist mit kleineren PC-Spielen, die für den Massenmarkt nicht so zugänglich sind, aber trotz eines geringeren Umfangs genauso viel Spaß machen?
Die Erwartungen an 50$-Spiele sind heute so hoch (Kampagnen, Hintergrundstory, Videos, Anpassbarkeit, Editoren, Skriptsprachen, Multiplayer, Ligen...), dass viele interessante Ideen auf der Strecke bleiben, weil die expandierenden Kosten nicht mehr im Verhältnis zum inhärenten Risiko stehen. Inzwischen spielen einige erfolgreiche Produkte, wie Defcon, Galactic Civilizations 2, Space Rangers 2 [oder auch Live for Speed] nach anderen Regeln und haben damit beträchtlichen Erfolg, auch wenn sie von der Industrie nicht als "größere" Spiele angesehen werden. PC-Spiele online zu einem mit dem Produktionsniveau vergleichbaren Preis verkaufen zu können, ist ein riesiger Vorteil der PC-Plattform, den bisher aber nur wenige Firmen nutzen.
Hier wird es zu einem Paradigmenwechsel kommen, sobald Spiele den Käufern zu angemessenen Preisen angeboten werden. Für mich ist es sehr attraktiv, ein Spiel über Steam zu erwerben, denn damit kann ich es auf jedem Computer der Welt ohne meine CD spielen, sogar meine Spielstände sind online verfügbar. Die online vertriebenen Spiele müssen aber weniger kosten als die klassisch verpackten Exemplare, so wie es der Verbraucher erwartet. (Es dürfte interessant werden, welcher Verleger sich bei diesem Thema als Erster mit den Einzelhändlern anlegt.) Noch wichtiger ist im Onlinevertreieb eine große Vielfalt unterhaltsamer Spiele, die in allen Preisklassen verfügbar sind, d.h. für 5$, 10$, 20$, 30$, 40$, usw..
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CVG:
Lass' uns einen Moment lang träumen - würdest Du den Weihnachtsmann um Dein perfektes Traumspiel bitten, wie würde es aussehen?
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Soren Johnson:
An genau diesem Spiel arbeite ich jetzt gerade. Aber ich darf darüber natürlich nicht reden! [Anm.: aus next-gen.biz: "Ich arbeite zur Zeit an einem geheimen Projekt. Es... handelt sich um eine Art Hybrid aus zwei bewährten PC-Genres. Besonders beeinflusst wird das Projekt durch einen bewährten Klassiker aus den 80er Jahren, der bisher keinen echten Nachfolger hatte. Wir haben jede Menge Spaß... ich wünschte, ich könnte mehr verraten..."].
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CVG:
Zum Ende, worauf freust Du Dich am meisten in der Welt der Videospielen im Jahr 2007 am meisten, und warum?
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Soren Johnson:
Ich freue mich darauf zu sehen, wie Spiele von Drittherstellern auf der Wii erblühen werden, wie sie es auf der DS taten. Jede Woche scheint ein größerer Verleger ein Wii-Studio zu eröffnen, da die Entwicklungskosten hier so niedrig und die potenziellen Erträge so hoch sind. Auch freue ich mich auf die weitere Entwicklung der Civ4-Modcommunity. Nachdem der Civ4-Quellcode nun verfügbar ist, sehen wir einige wirklich radikale Veränderungen, die das Interesse an Civ4 aufrecht erhalten und deren Qualität mit der Zeit laufend zunimmt.
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